„Wir wollen Technologieführer sein“

Warum PASS Stanztechnik seit Jahren kontinuierlich wächst und wie dieser Kurs gehalten werden soll

Privat fährt Michael Bauer gerne mal eine Runde im eignen Oldtimer, einen Porsche 356. Doch geschäftlich hat der Vorstandsvorsitzende der PASS Stanztechnik AG in Creußen mit Nostalgie nichts im Sinn. Nicht nur, dass der 36-Jährige zusammen mit seinem Mit-Vorstand Florian Keller (34) ein recht junges Führungsteam bildet, der Werkzeughersteller investiert auch kräftig, um stets auf dem neuesten Stand zu sein. Gut zwölf Millionen Euro wurden in den vergangenen zehn Jahren in Maschinen und Gebäude gesteckt, und auch in Zukunft soll es im Schnitt ein siebenstelliger Betrag pro Jahr sein. „Wir wollen Technologieführer in unserer Branche sein, uns über die Qualität positionieren.  Denn einen Billigeren finden sie immer“, sagt Bauer.

Der Konkurrenzdruck ist groß. Das Familienunternehmen, das Bauer jetzt in dritter Generation führt, ist neben zwei US-Firmen eines von dreien der Branche, das weltweit aufgestellt ist – hinzu kommen viele regional ausgerichtete. In rund 170 Länger liefert PASS seine Stanzwerkzeuge, an 5000 Kunden. Trumpf, Salvagnini, Thick Turret – so heißen die großen Maschinenhersteller, für deren Systeme die PASS-Produkte angepasst sind. Mit Prima Power soll nun ein weiterer hinzukommen – und damit das Wachstum der zurückliegenden Jahre anhalten. Um 40 Prozent auf rund zwölf Millionen Euro hat das Unternehmen seinen Umsatz seit 2009 gesteigert. Zum Gewinn sagt Bauer: „Es rechnet sich“. Die Mitarbeiterzahl in der Produktion stieg in der gleichen Zeit um zehn Prozent, so dass heute rund 120 Menschen für das Unternehmen arbeiten, dessen weißes Gebäude hoch über Creußen im Gewerbegebiet Am Steinkreuz Thront.
Zahlen, die auch zeigen, dass Pass auf Rationalisierungen achtet, ohne dabei die Einsparung von Mitarbeitern zu denken. „Rationalisierung ist wichtig, nur so bleiben wir wettbewerbsfähig“, sagt Vorstand Keller. Und so wird weiter in Maschinen investiert, eine kann schon mal 500.000 Euro kosten. Dafür verfügt sie dann über bis zu sechs Werkzeuge, kann also sechs Arbeitsschritte hintereinander absolvieren. „Stark vereinfacht gesagt, legen wir hinten eine Stange aus Stahl rein, und vorne kommt das Werkzeug raus“, sagt Bauer und weist damit auch auf die hohe Fertigungstiefe hin.
Von 100 Euro für eine einfach Standard- bis zu 17.000 Euro für eine sehr anspruchsvolle Individuallösung kann ein Werkzeug von PASS kosten, rund 25.000 Stück verkaufen die Creußener derzeit pro Jahr.
Qualität heißt für Florian Keller zweierlei. Zum einen gelten für PASS-Produkte Toleranzen von gerade einmal einem Tausendstelmillimeter, außerdem sollen sie später beim Kunden bis zu einer Million Stanzvorgänge aushalten. Das gilt für Standardwerkzeuge genauso wie für Spezialanfertigungen. Technik-Vorstand Keller reizt vor allem die zweite Spezies. „Wenn andere sagen, das geht nicht, dann kommen wir ins Spiel“, sagt er. Nicht umsonst arbeiten im Vertrieb ausschließlich Techniker: „Die müssen im Gespräch mit dem Kunden schnell verstehen, worum es ihm geht, also Ahnung von der Materie haben“. Zehn Mann bilden die Entwicklungsabteilung, alle sind möglichst nah am Tagesgeschäft. „So entwickeln sie nie am Markt vorbei“, sagt Keller. Überhaupt seien Innovationen oft von Kunden angestoßen und getrieben.
Innovative Unternehmen haben aber oft auch mit einem Problem zu kämpfen – Plagiate. „Wir werden gnadenlos kopiert“, sagt Michael Bauer, auf der Leitmesse Euroblech würden immer wieder Plagiate entdeckt und dann aus den Regalen der Konkurrenten geräumt. Chinesen, aber auch Japaner oder Italiener sind die Übeltäter. Der Kampf dagegen kostet Nerven und vor allem Geld. „Wir geben Rückstellungen schon rund 150.000 Euro pro Jahr für Patente aus“, sagt Bauer. Außerdem müssten Rückstellungen für laufende Patentstreitigkeiten gebildet werden.
Das Geschäft mit den Stanzwerkzeugen ist schnelllebig. Bestellt ein Kunde ein Standardprodukt, beträgt die Lieferzeit zehn bis zwölf Stunden. Muss aufwendig konstruiert erden, kann es bis zu zehn Tagen dauern. Der Auftragsvorlauf beträgt selten mehr als eine Woche.


Fachkräftemangel kennen sie bei PASS (noch) nicht. Was auch daran liegt, dass die Firma in Zusammenarbeit mit KSB in Pegnitz selber ausbildet. Mehr als 50 Lehrlinge gab es seit 2001, fast alle wurden übernommen. Überhaupt sei die Belegschaft sehr treu, die Fluktuation gering. Für Bauer ist das neben der zentralen und verkehrsgünstigen Lage in der Mitte Europas ein Standortvorteil. Ein bisschen Tradition darf also doch sein – neben dem Porsche 356.


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