Zusammen wachsen
Prima Power liefert eigene Werkzeuge "Made by Pass Stanztechnik"
von Günter Kögel
Zur EuroBLECH wird Prima Power eine eigene Produktlinie von Stanzwerkzeugen auf den Markt bringen. Entwickelt und produziert werden die Werkzeuge von der Pass Stanztechnik, die damit zum offiziellen Erstausrüster von Prima Power wird. Wir sprachen mit den Managern von Prima Power und Pass über die Hintergründe dieser Kooperation.
Warum hat sich Prima Power entschlossen, eigene Werkzeuge anzubieten?
Hannu Riihimäki: Wir waren zuletzt der einzige große Hersteller von Stanzmaschinen ohne eigene Werkzeuge und wurden von unseren Kunden immer wieder mit dem Wunsch konfrontiert, dass sie Maschine und Werkzeuge aus einer Hand haben wollen. Seit drei oder vier Jahren beschäftigen wir uns damit, wie wir diesen Wunsch erfüllen können. Dabei wurde uns schnell klar, dass es für uns keinen Sinn macht, die Werkzeuge selbst herzustellen. Dies wäre zu aufwändig gewesen und hätte auch zu lange gedauert.
Und warum haben Sie sich für Pass als Partner entschieden?
Hannu Riihimäki: Wir haben uns auf dem Markt umgesehen, wer für uns ein perfekter Partner für eine Kooperation wäre und sind dabei auf Pass gestoßen. Pass und Prima Power passen nicht nur bei den Produkten, sondern auch beim strategischen Unternehmensansatz hervorragend zusammen: Unsere Vorstellungen von Qualität und wie sich diese Qualität erreichen lässt, sind sehr ähnlich. Prima Power baut keine billigen Maschinen, sondern qualitativ sehr hochwertige, stabile und genaue Systeme – und genau so macht es Pass bei seinen Werkzeugen.
Mikko Fiskaali: Zudem passt die Fähigkeit von Pass, mit ihren Werkzeugen sehr dicke Bleche stanzen zu können, hervorragend zu unseren Maschinen. Unsere Stanzköpfe arbeiten mit 30 Tonnen – mehr als viele andere große Hersteller – und mit den Werkzeugen von Pass können wir die damit verbundenen Möglichkeiten besser umsetzen. Wir können zuverlässig und prozesssicher Bleche mit bis zu 8 mm stanzen, während andere nur 4 mm oder noch weniger erreichen. Selbst wenn Kunden noch dickere Bleche stanzen wollen, ist dies unter bestimmten Bedingungen möglich.
Beim Stanzen dicker Bleche ist unser sehr stabiler O-Rahmen ein großer Vorteil, da er sich auch bei großen Kräften nicht so aufweitet wie der weit verbreitete C-Rahmen.
Stefan Kraft: Das kann ich voll und ganz bestätigen. Auch wir haben viele Kunden, die dicke Bleche mit sechs oder acht Millimeter Dicke stanzen – dies erfordert sehr präzise Stanzmaschinen mit viel Kraft. Andererseits stanzen viele unserer Kunden auch sehr dünnes Material – hier benötigen wir Maschinen mit extrem engen Toleranzen. Prima Power bietet beides und ist damit auch für uns der perfekte Partner.
Michael Bauer: Wie sehr sich die Stanzmaschinen von Prima Power vom Wettbewerb unterscheiden, haben wir bei der Entwicklung unseres Clean Cut Werkzeugs gesehen. Im Prinzip lassen sich mit unseren Clean Cut Trennschnittwerkzeugen auf allen Thick-Turret Stanzmaschinen Trennschnitte ohne störende Nibbelmarken realisieren. In der Praxis sieht dies aber ganz anders aus. Bei einigen von uns getesteten Stanzmaschinen war der Schnitt von einem Clean Cut weit entfernt. Das war schon eher ein „Horrible Cut“.
Ganz anders bei den Maschinen von Prima Power, mit denen wir die mit Abstand besten Ergebnisse erreicht haben. Beim Einsatz des Clean Cut Werkzeugs trennt sich bei Stanzmaschinen die Spreu vom Weizen, und es zeigt sich, wie es wirklich um die Steifigkeit der Maschine und Präzision der Führung bestellt ist.
Hier hat sich erwiesen, dass wir hervorragend zueinander passen, denn unsere Ansprüche sind sehr ähnlich. Um die Leistungsfähigkeit unserer hochwertigen Werkzeuge wie dem Trennschnittwerkzeug Clean Cut oder unserer Multitools ausnutzen zu können, benötigen wir hochwertige Maschinen, wie sie Prima Power herstellt. Es macht einfach keinen Sinn, ein High-end-Werkzeug für 13.000 Euro auf einer 90.000 Euro Maschine einzusetzen, die mit Müh und Not ihre Bahn halten kann. Das passt einfach nicht zusammen.
Pass Stanztechnik deckt mit seinen Werkzeugen ja alle Arten von Stanzmaschinen ab. Wird es denn Werkzeuge geben, die exklusiv der Kooperation mit Prima Power vorbehalten sind?
Michael Bauer: Die gibt es schon. Wir haben für Prima Power ein spezielles Multitool entwickelt, mit dem sich Bleche mit Dicken von bis zu 6 mm stanzen lassen. Zum Vergleich. Andere schaffen hier gerade einmal 1,5 mm. Zudem werden wir auf der EuroBLECH ein spezielles Gewindeformwerkzeug vorstellen, das nur für Maschinen von Prima Power angeboten wird. Generell setzen wir große Hoffnungen in unsere neuen, exklusiv für PrimaPower hergestellten Werkzeuge, die es in dieser Form noch nicht auf dem Markt gibt, und die ohne die Kooperation mit Prima Power nicht realisierbar gewesen wären.
Könnten Sie uns dies an einem Beispiel erklären?
Michael Bauer: Ein sehr gutes Beispiel dafür ist unser Gewindeformwerkzeug. Wir haben hier gemeinsam mit Prima Power eine Lösung entwickelt, die zuvor so nicht realisierbar war. Ohne die enge Zusammenarbeit wäre dies auch heute nicht möglich gewesen, und genau so sollte eine Kooperation funktionieren: Unsere Innovationen unterstützen den Verkauf der Maschinen von Prima Power und umgekehrt genauso.
Mikko Fiskaali: Das Gewindeformen ist für uns ein sehr interessanter Markt, und wir werden hier mit dieser völlig neuen Lösung die Messlatte deutlich nach oben legen. Und dies nicht nur bei Neumaschinen, denn diese Lösung wird sich auch an vorhandenen Maschinen nachrüsten lassen.
Das Gewindeformen ist aber auch ein sehr gutes Beispiel für die Strategie von Prima Power, keine reinen Stanzmaschinen zu liefern, sondern echte Mehrzweckmaschinen mit weitreichenden Automatisierungsmöglichkeiten, um gemeinsam mit unseren Kunden wachsen zu können. Gewindeformen, Markieren, Umformen – wir integrieren alles Mögliche, damit unsere Kunden effektiver und mit weniger manuellem Aufwand arbeiten können.
Michael Bauer: Und auch hier passen wir sehr gut zusammen, denn auch bei Pass integrieren wir in unsere Werkzeuge so viele Verfahren wie möglich, um unseren Kunden das Leben leichter zu machen.
Gilt die Kooperation eigentlich für alle Werkzeuge und werden die Stanzmaschinen von Prima Power künftig direkt aus Finnland mit den Pass Werkzeugen ausgeliefert?
Hannu Riihimäki: Die Kooperation umfasst alle Thick Turret Werkzeuge inklusive Multitools und allen Sonderwerkzeugen. Inwieweit neue Maschinen mit unseren Werkzeugen ausgeliefert werden, ist eine lokale Entscheidung der jeweiligen Länder und der Kunden. Es gibt einige Blechbearbeiter, die durchgängig mit den Werkzeugen eines anderen Herstellers arbeiten, und die können dies auch weiterhin tun. Viele Unternehmen nutzen aber schon heute die Werkzeuge verschiedener Hersteller, und diesen Firmen werden wir natürlich die Vorteile unserer gemeinsamen Entwicklung deutlich machen und den Einsatz unserer Werkzeuge empfehlen.
Michael Bauer: Für den Weltmarkt werden die Prima Power Maschinen von Finnland aus mit den Werkzeugen von Pass geliefert. Anders im deutschsprachigen Raum: Es macht keinen Sinn, zentnerweise Werkzeuge nach Finnland zu schicken und von dort mit der Maschine nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz zu liefern. Deshalb schicken wir die Werkzeuge direkt von Creussen aus zu den Kunden.
Mit welchem Volumen an Werkzeugen rechnen Sie dabei?
Michael Bauer: Wir sehen ein sehr großes Potenzial, es ist aber im Moment nicht absehbar, wie hoch der Anteil der Werkzeuge für Prima Power sein wird. Weder hat Prima Power Erfahrungen mit dem Verkauf eigener Werkzeuge, noch haben wir bislang in großer Zahl Werkzeuge für Prima Power geliefert.
Unsere Fertigung ist aber auf alle Eventualitäten vorbereitet. Wir haben schon in den vergangenen Jahren viele Millionen Euro in unsere Produktion investiert und jetzt noch einmal einige Maschinen gekauft, um genügend Fertigungskapazitäten vorzuhalten.
Mikko Fiskaali: Wir wissen nicht genau, wie das Angebot angenommen wird. Aber wir sind sicher, dass der Anteil eigener Werkzeuge über die Jahre immer weiter zunehmen wird. Wir verfügen über ein sehr großes Vertriebsnetzwerk. Manche unserer Vertriebsgesellschaften arbeiten derzeit mit anderen Werkzeugherstellern zusammen, aber einige warten schon sehnsüchtig auf unsere eigenen Werkzeuge und werden unser neues Angebot sehr aktiv vorantreiben.
Wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft schauen: Was ist das Ziel?
Michael Bauer: In fünf Jahren sollten 60 oder 70 Prozent aller ausgelieferten Maschinen von Prima Power mit Werkzeugen von Pass ausgerüstet sein – und ich bin nicht unglücklich, wenn es mehr sind. 100 Prozent werden wir nie erreichen können. Es gibt nun einmal Blechbearbeiter, die auf einen bestimmten Hersteller fixiert sind, und bei allen Maschinen die Werkzeuge dieses Herstellers einsetzen. Aber je näher wir an 100 Prozent kommen, desto besser. Und je länger wir zusammenarbeiten, desto mehr Detail-Know-how in Sachen Werkzeuge werden die Mitarbeiter und Händler von Prima Power ansammeln und in die Gespräche mit den Kunden einbringen. Es wird seine Zeit dauern, aber letztendlich ist es immer einfacher, eine Maschine und die Werkzeuge als Paket aus einer Hand und als weltweite Lösung anzubieten.
Hannu Riihimäki: Wir werden zusammen wachsen, davon bin ich fest überzeugt. Es war für uns immer ein Problem, dass wir keine eigenen Stanzwerkzeuge hatten – jetzt haben wir welche, und noch dazu sehr gute. Früher kam es immer wieder vor, dass bei einer Anfrage über den Werkzeughersteller ein anderer Maschinenhersteller ins Gespräch kam und wir dann um den Auftrag kämpfen mussten. Das ist vorbei: Wir können jetzt die Maschine und die perfekt darauf abgestimmten Werkzeuge anbieten, und damit unseren Kunden aus einer Hand alles liefern, was sie brauchen. Darin sehe ich einen großen Vorteil für uns.
Wenn es zur EuroBLECH eine neue Werkzeugserie gibt, gibt es dann auch eine dazu passende neue Maschine?
Mikko Fiskaali: Wir werden auch bei den Maschinen etwas Neues zeigen. Die Details sind noch geheim, aber so viel kann ich Ihnen verraten: Wir werden die derzeit schnellste Stanz-/Schermaschine der Welt präsentieren, und ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Maschine bei uns am Stand anzusehen.
Auch bei dieser Maschine haben wir entscheidend von der Kooperation mit Pass profitiert. Denn wenn wir mit der Hubzahl nach oben gehen, benötigen wir zuverlässige Werkzeuge mit hoher Federkraft. Dies ist sehr wichtig, und dies hat auch Pass erkannt. Deshalb verwendet Pass im Gegensatz zu den Wettbewerbern grundsätzlich die starken Federn, die andere Firmen nur als kostenpflichtige Option bei den Hochleistungswerkzeugen anbieten. Bei Pass hat deshalb die standardmäßig verfügbare Federkraft noch für jeden unserer Versuche ausgereicht, und so hat auch Pass mit seinem Werkzeug-Know-how einen wesentlichen Anteil daran, dass wir auf der EuroBLECH die derzeit schnellste Stanzmaschine der Welt vorstellen können.
www.primapower.com
www.pass-ag.com
(von links) Michael Bauer, Vorstand der Pass Stanztechnik AG, Hannu Riihimäki, Senior Product Manager Laser Combi and Tooliing bei Prima Power, Mikko Fiskaali, Produkt Manager Punching Technology bei Prima Power und Stefan Kraft, Leitung technischer Vertrieb von Pass.